Sachrechnungen

Als Dyskalkulie-Therapeutin fällt mir häufig auf, dass Sachrechnungen für viele Schüler*innen ein Buch mit sieben Siegeln ist. Eigentlich sollten Sachaufgaben dem Alltag, den alltäglichen Handlungen, entspringen und somit in aller Konsequenz logisch und verständlich sein. Doch vorallem bei Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten im mathematischen Bereich oder mit einer Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten lösen Sachaufgaben oft völliges Unverständnis aus. Ein teilweise scheinbar unlösbares Rätsel, vor das sie von ihren Lehrpersonen gestellt werden. Entweder liegt es daran, dass sie den Text aufgrund ihrer Dyslexie kaum oder nur sehr mühsam entschlüsseln können, dass sie nicht über die nötigen Fertigkeiten der Arbeitsorganisation verfügen oder dass sie Zahlen noch nicht kontextualisieren - oder aus vielen anderen möglichen Gründen.
Unser alternativ-verbindliches Lehrmittel Zahlenbuch bietet zwar einige Lernumgebungen zu Sachaufgaben an, doch sind sie nicht unbedingt zugeschnitten auf Schüler*innen, welche oben genannte erschwerte Bedingungen mitbringen.
Als Heilpädagogin möchte ich es jedoch jedem einzelnen Kind meiner Klasse ermöglichen, Sachrechenaufgaben in ihrer ganzen Komplexität zu verstehen. Ich möchte bereits von meinen Schüler*innen der 1. Klasse, dass sie einen Text lesen und zu verstehen versuchen. Dass sie die zugrundeliegende Handlung vor dem inneren Auge sehen, aufmalen oder nachspielen können. Ich möchte, dass sie dann aufgrund der erworbenen Einsichten auf die Frage eingehen und mittels bekannter Rechenwege zu einer Lösung kommen können.


Zuerst haben wir im Klassenverband mit konkreten Materialien Geschichten erfunden. Es wurden zum Beispiel drei Pferde und zwei Kühe auf den Präsentationstisch in der Kreismitte gelegt und dazu eine Geschichte zum Bauernhof erzählt, dessen Bauer zuerst drei Pferde hatte, sich dann aber noch zwei Kühe zulegte und in seinem Stall nunmehr fünf Tiere lebten.


Danach haben wir unsere Geschichten in Rechnungsaufgaben umgesetzt, also die konkrete Rechnung dazu genannt (im Beispiel oben: 2+3=5).
Schliesslich haben wir vor der Rechnung abgestoppt und ein Kind der Klasse durfte dem Geschichtenerzähler eine passende Frage stellen (im Beispiel oben: Wie viele Tiere hat der Bauer nun?), bevor wir zum Schluss noch eine passende Antwort angefügt haben (im Beispiel oben: Der Bauer hat nun fünf Tiere).


Nun soll es weitergehen mit dem Lesen, dem Entschlüsseln, dem Rechnen und dem Beantworten dieser Aufgaben und zwar auf schriftlicher Ebene. Da ich in Lehrmitteln leider allzu häufig Aufgaben antreffe, die zwar rein theoretisch dem Alltag entstammen könnten, jedoch rein gar nichts mit der Realität der Schüler*innen zu tun hat, habe ich kurzerhand ein eigenes Dossier mit Sachrechnungsaufgaben rund um meinen Hund zusammengestellt. Damit soll das Rechnen mit dem Alltag konkret verknüpft und die Lernmotivation dadurch erhalten bleiben.


Das gesamte Dossier mitsamt den Lösungen kann man auf dem Lehrermarktplatz https://lmpid.de/310367 erwerben. Viel Spass damit!